What’s new in Neuroimaging (German) – November 2020

4 Jahren ago
MR-Bildgebungsmerkmale von Enzephalozelen der mittleren Schädelgrube und deren Assoziation mit Epilepsie.

D.R. Pettersson, K.S. Hagen, N.C. Sathe, B.D. Clark, D.C. Spencer

Veröffentlicht am 8. Oktober 2020 unter 10.3174/ajnr. A6798

Klinische Fragestellung:

Können wir MR-Bildgebungsmerkmale von Enzephalozelen der mittleren Schädelgrube verwenden, um die Wahrscheinlichkeit einer Epilepsie vorherzusagen?

Was getan wurde: 

MR-Bildgebungsmerkmale von Enzephalozelen der mittleren Schädelgrube (MCFEs) in Anfall- und Nichtanfallsgruppen wurden charakterisiert und miteinander verglichen, um Merkmale zu identifizieren, die eine Epilepsie vorhersagen könnten.

Wie es umgesetzt wurde:

Es handelt sich um eine Single-Center Prospektivstudie mit 77 Patienten mit MCFE über einen Zeitraum von 18 Monaten. Die gesamte verfügbare MR-Bildgebung für jeden Patienten wurde von Fachärzten der Neuroradiologie überprüft. 35 von 77 (45%) Patienten hatte eine Vorgeschichte von Anfällen, 20 von 77 (26%) hatten Temporallappenepilepsie und 42 der 77 (55%) hatte keine Vorgeschichte von Anfällen. Die MR-Bildgebungsmerkmale von MCFEs der Patienten wurden durch Tiefe, Fläche, Anzahl, Lage, Vorhandensein einer benachbarten Enzephalomalazie und Grad der assoziierten morphologischen Parenchym-Verlagerungen charakterisiert. Anschliessend wurden MR-Bildgebungsmerkmale zwischen der Anfalls- und nicht-Anfalls-Gruppe verglichen.

Ergebnisse:

Es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede in den herkömmlichen MR-Bildgebungsmerkmalen von MCFEs zwischen Patienten mit einer Vorgeschichte von Anfällen und Patienten ohne Vorgeschichte von Anfällen. MCFEs, die groß oder zahlreich sind, MCFEs, die mit Enzephalomalazie assoziiert sind, und MCFEs, die mit einer schweren morphologischen Verlagerung des benachbarten Hirnparenchyms verbunden sind, können mit ähnlicher Häufigkeit zwischen Patienten mit und ohne Vorgeschichte von Anfällen beobachtet werden. Ein Vergleich von Patienten mit Temporallappenepilepsie (20 Patienten.) und Patienten ohne Anfallsvorgeschichte (42 Patienten) ergab ebenfalls keinen signifikanten Unterschied in den MR-Bildgebungsmerkmalen. Darüber hinaus hatten 66 % der Patienten mit MCFE mehrere MCFEs, und MCFEs wurden in 51 % der Fälle bilateral beobachtet.

Schlussfolgerung:

MCFEs sind eine zunehmend anerkannte Ursache für Epilepsie, jedoch begegnet man ihnen häufig in der Neurobildgebung von Patienten ohne Anfallsvorgeschichte. Anatomische MR-Bildgebungsmerkmale von MCFEs wie Größe, Anzahl, angrenzende Enzephalomalazie und der Grad der assoziierten morphologischen Parenchym-Verlagerungen sind möglicherweise nicht nützlich bei der Vorhersage der Wahrscheinlichkeit einer Epileptogenität.

Implikationen:

Obwohl möglicherweise mit einer Anfallsstörung verbunden, muss ein Vorhandensein von MCFEs mit der klinischen Präsentation korreliert werden, da Patienten mit diesem bildgebenden Befund nicht zwingend eine Anfallsstörung haben müssen. Den Radiologen, die in der klinischen Routinepraxis auf eine MCFE stoßen, möge angeraten werden, nach zusätzlichen und kontralateralen Enzephalozelen zu suchen. Jedoch können die herkömmlichen MR-Bildgebungsmerkmale von MCFEs nicht zuverlässig zwischen symptomatischen (anfallverursachenden) und asymptomatischen MCFEs unterscheiden.

Senior Editor Kommentar von Dr. Ortiz:

Ein interessantes Paper in dem MCF-Enzephalozelen allgemein als selten angesehen werden.  Vielleicht sind die Einschlusskriterien etwas weiter definiert, damit ein Befund in dieser Studie als MCF-Enzephalozele betrachtet werden kann?

Leitender Redakteur Kommentar Dr. Ibrahim:

Ich stimme Dr. Ortiz in Bezug auf die niedrige Inzidenz von MCFE zu. Diese Arbeit ist sehr wichtig, da sie die Zufälligkeit einiger dieser MCFE Befunde und die Notwendigkeit einer klinischen Korrelation für ihre Bedeutung hervorhebt.

 

Die Variabilität der T2-Relaxationszeit gesunder lumbaler Bandscheiben ist innerhalb eines Individuums homogener als zwischen gesunden Individuen.

Sharma, R.E. Walk, S.Y. Tang, R. Eldaya, P.J. Owen, D.L. Belavy

Veröffentlicht am 8. Oktober 2020 unter 10.3174/ajnr. A6791

Klinische Fragestellung:

Können wir T2-Relaxometrie-Ergebnisse von gesunden Bandscheiben derselben Person verwenden, um eine Bandscheibendegeneration zu beurteilen, oder sollten Normwerte auf einem Pool externer Kontrollgruppen basieren?

Was getan wurde:

Prospektiv erworbene T2-Relaxometrie-Daten von 606 Bandscheiben von 101 Probanden ohne Rückenschmerzen (47 Männer, 54 Frauen zwischen 25 und 35 Jahren) wurden ausgewertet, und Intrasubjekt- und Intersubjektvariationen der T2-Zeiten von Bandscheiben wurden durch zwei Neuroradiologen auf der  Pfirrmann-Skala bewertet.

Wie es umgesetzt wurde:

Die intrasubjektive Variation der Bandscheiben wurde im Vergleich zu anderen gesunden Bandscheiben desselben Patienten (Pfirrmann-Grad, ≤2) beurteilt. Mehrere intersubjektive Variabilitätsmaße wurden auf Basis gesunder externer Kontrollgruppen berechnet, die von einer einzelnen zufällig ausgewählten Bandscheibe bis hin zu ausschließlich gesunden Bandscheiben der externen Kontrollgruppe ohne und mit segmentaler Stratifizierung reichten. Diese Variabilitätsmaße wurden bei gesunden und degenerierten (Pfirrmann-Grad ≥ 3) Bandscheiben verglichen.

Ergebnisse:

Die mittleren T2-Werte von gesund (493/606, 81,3%) und degenerierten Bandscheiben betrugen 121,1 bzw. 91,5 (P<0,001). Die mittlere intrasubjektive Variabilität für gesunde Bandscheiben betrug 9,8 ± 10,7 ms, niedriger als alle intersubjektiven Variabilitätsmessungen (P<0,001) und bot die ausgeprägteste Differenz zwischen gesunden und degenerierten Bandscheiben. Unter den intersubjektiven Variabilitätsmessungen lieferte die Verwendung aller segmentübereinstimmenden gesunden Bandscheiben als Referenz die geringste Variabilität (P<0.001).

Schlussfolgerung:

Normative Messungen, die auf den T2-Zeiten gesunder Bandscheiben ein und derselben Person basieren, bieten vermutlich die beste Unterscheidungsmöglichkeit, um degenerierte Bandscheiben auf der Grundlage der T2-Relaxometrie zu identifizieren.

Implikationen:

Viele frühere Studien haben vorgeschlagen, dass T2-Relaxometrie ein zuverlässiges, objektives und kontinuierliches quantitatives Maß für die Gesundheit von lumbalen Bandscheiben liefern kann. Trotz dieser Vorteile konnte diese Technik nicht die traditionelle subjektive Bewertung der Signalintensität von Bandscheiben auf T2-gewichteten Bildern für die Kategorisierung einer Bandscheibe als gesund oder degeneriert erzielen. Die Analyse der gleichen Daten zeigte, dass zwar der Grad der Stratifizierung bei einem Vergleich von Bandscheiben -Kohorten wichtig sein könnte, T2 Zeiten gesunder Bandscheiben auf anderen Ebenen bei derselben Person jedoch wahrscheinlich ein besseres Maß für die Zustand einer bestimmten Bandscheiben liefern als T2-Zeiten von gesunden Bandscheiben anderer gesunder Personen.

Pfirrman-Benotungssystem als Referenz:

Grad I: Bandscheibe ist homogen mit heller hyperintenser weißer Signalintensität und normaler Bandscheibenhöhe.

Grad ll: Bandscheibe ist inhomogen, aber erhält aber das hyperintense weiße Signal, normale Bandscheibenhöhe.

Grad lll: Die Bandscheibe ist inhomogen mit einer intermittierenden grauen Signalintensität, die Unterscheidung zwischen Kern und Ring ist unklar, die Scheibenhöhe ist normal oder leicht verringert.

Grad IV: Bandscheibe ist inhomogen mit einer hypointensen dunkelgrauen Signalintensität, es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Nucleus und Annulus, die Bandscheibenhöhe ist leicht oder mäßig verringert.

Grad V: Bandscheibe ist inhomogen mit einer hypointensen schwarzen Signalintensität, es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Nucleus und Annulus, der Bandscheiben-Raum ist reduziert.

Senior Editor Kommentar von Dr.Ortiz:

Alternativ dazu können T2 -Relaxometrie-Daten eine Rolle bei der sequentiellen Längsschnittuntersuchung eines bestimmten Individuums bei MR-Folgeuntersuchungen spielen, einschließlich solcher, bei denen chirurgische und perkutane Eingriffe vorgenommen wurden.

Senior Editor Kommentar von Dr.Ibrahim:

Diese Arbeit ist wichtig, da sie einen Normwert für das MR-Erscheinungsbild der Bandscheiben schafft, dies kann in Zukunft in der Textur-Analyse von Bandscheiben verwendet werden, obwohl die Autoren mit dieser Studie nicht beabsichtigt haben, solche Ergebnisse zu erzielen.

 

Detaillierte arterielle Anatomie und Anastomosen von Meningeomen des Keilbeinkammes und der Riechrinne mit besonderem Bezug zu den Ästen der A. ophthalmica

M.Hiramatsu, K. Sugui, T. Hishikawa, J. Haruma,  Y.Takahashi, S. Murai, K. Nishi, Y. Yamaoka, Y. Shimazu, K. Fujii, M. Kameda, K. Kurozumi, I. Datum

Veröffentlicht am 1. Oktober 2020, unter 10.3174/ajnr. A6790

Klinische Fragestellung:

Können wir mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die zuführenden Gefäße von Meningeomen des Keilbeinkammes und der Riechrinne vorhersagen?

Wie es umgesetzt worden ist:

Diese Studie umfasste 20 Patienten, die zwischen April 2015 und März 2020 in der Abteilung für neurologische Chirurgie der Okayama University aufgenommen wurden. Es wurden insgesamt 16 Keilbeinkammmeningeome und 4 Riechrinnenmeningeome identifiziert und ausgewertet. Eine präoperative DSA wurde bei den Patienten unter lokaler Anästhesie durchgeführt. Nach Durchführung einer  2D-DSA der ACE und der ACI, die ipsilateral zum Tumor gelegen sind, wurde eine 3D-DSA der zuführenden Gefäßen und deren Äste mit einem 5-Sekunden-Protokoll durchgeführt.  Zudem wurde die Kollateralanatomie auch durch eine 3D-Rotationsangiographie und MIP-Bilder der Läsionen analysiert.

Ergebnisse:

19 (95%) Tumoren bezogen Blut aus der A. ophthalmica, 15 (75%) aus der A. carotis interna, und 15 (75%) der Tumoren aus der A. carotis externa. Als zuführendes Gefäß aus der A. ophthalmica war die A. meningea recurrens bei 18 Tumoren beteiligt (90%) und in 75% zeigten sich Anastomosen zwischen den zuführenden Gefäßen.

Schlussfolgerung:

Die detaillierte arterielle Anatomie der Keilbeinkamm und Riechrinnenmeningeome ist durch die feine Angioarchitektur und Anastomosen zwischen den Feeder kompliziert. Dies ist der erste Bericht, der die detaillierte arterielle Anatomie und Häufigkeit von wiederkehrenden Ästen aus der Arteria ophtalmica und deren Anastomosen mit detaillierten bildgebenden Verfahren demonstriert.

Implikationen:

Die meisten Meningiome im Keilbeinkamms und der Riechrinne bezogen Blut aus Ästen der Aa. ophthalmicae und den Aa carotis internae. Eine präoperative Embolisation eines Meningeoms wird oft in der Praxis durchgeführt. Obwohl deren Nützlichkeit weitestgehend angesehen ist, wird von dem Risiko einer Embolisation anderer Gefäße als der A. carotis externa als Komplikation berichtet. Wenn sich zwischen den Feeder-Gefäßen Anastomosen befinden, kann die proximale Okklusion des Feeders, die leicht katheterisiert werden kann, zu einer erhöhten Durchblutung des Tumors aus dem Restfeeder führen. Man sollte erwägen, den gemeinsamen Stamm beider Feeder- Gefäße oder die proximalen Abschnitte beider Feeder- Gefäße zu embolisieren. Ein detailliertes Verständnis der arteriellen Mikroanatomie ist auch in der Chirurgie nützlich. Wenn wir alle Feeder- Gefäße mittels präoperativer Angiographie identifizieren, können wir auf der Grundlage der anatomischen Landmarken des Knochens nach Feeder- Gefäße suchen und sie  auf sichere und effiziente Art und Weise devaskularisieren.

Senior Editor Kommentar von Dr. Ortiz:

Die Behandlung von Keilbeinkammmenengiomen ist unabhängig von der spezifischen Therapie (Chirurgie, Embolisation, stereotaktische Radiochirurgie) aufgrund der unmittelbaren Nähe dieses notorisch infiltrierenden Tumors zu kritischen orbitalen und supra-/para-sellären-Strukturen eine Herausforderung. Die endovaskuläre Embolisation muss wie jedes andere invasive Verfahren Risiko und Nutzen ausbalancieren. Ein Bewusstsein für die komplizierte und ausgewogene arterielle Versorgung in dieser Region ist hilfreich, um diese Risiken zu verstehen. Sich bewusst zu sein, wie man dieses Gleichgewicht beeinflusst und zu verstehen, dass unter Umständen nur eine partielle Embolisation erreichbar sein kann, ist wichtig, um ein niedriges Risikoprofil für dieses Verfahren zu erhalten.

Interessierte Leser werden auch auf den folgenden Artikel verwiesen:

Guilherme Barros, Abdullah H Feroze, Rajeev Sen et al. Predictors of preoperative endovascular embolization of meningiomas: subanalysis of anatomic location and arterial supply. JNIS 2020.. Dies ist ein schöner ergänzender Artikel.

 

Translated by: Sebastian Winklhofer

References
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